REPORTAGEN
¡Tantas cosas!
So viel ist passiert seit meinem letzten Eintrag und schon wieder komme ich erst mitten in der Nacht dazu, das Defizit aufzuholen. Zum Teil hängt das auch damit zusammen, dass der Schlüssel zu meinem Schrank im Hostel für anderthalb Tage verschollen war. In dem Schrank war mein Notebook eingeschlossen. Glücklicherweise hat eine der Putzfrauen meinen Schlüssel wiedergefunden, nachdem Olaf und Jens sich am Abend zuvor bereits heroisch - wenn auch vergeblich - als Panzerknacker versucht haben.
Danke nochmal für diesen Einsatz!
Können wir reden?
Ja. Aber nur mit Blicken. Unsere Augen sprechen dieselbe Sprache, aber unsere Zungen nicht. Du läufst auf mich zu, doch die Brücke, die ich dir bauen kann, hält dich nicht. Uns nicht. Wir stürzen. Obwohl ich weiß, dass wir uns so viel zu sagen hätten, fliegen wir aneinander vorbei. Eine Umarmung. Ein Kuss. Du flüsterst auf Spanisch und ich antworte auf Deutsch.
Diese Verrückten
Immer diese Gringos. Wenn du mich fragst, sind die alle verrückt. Vor allem diese beiden Blonden, die ständig mit ihren dicken fetten Kameras hier rumlaufen und alles aber auch wirklich alles, was sie vor die Linse kriegen, wie verrückt knipsen. Selbst die dreckigen Straßenköter, die Arbeiter mit ihren farbverschmierten Hosen, den Müll vor den Häusern und einfach jedes Gericht, das ihnen auf den Teller kommt.
Kritzeleien auf dem Wahlzettel
Ein kohlegeschwärztes Gesicht, auf dem Kopf ein Bergbau-Helm, darüber die Headline "La misión imposible de Frank". Eine ganze Seite hat die chilenische Tageszeitung "El Mercurio" am Samstag dem SPD-Politiker Frank-Walter Steinmeier gewidmet - und dem Leser darauf erklärt, warum "Frank" bei der Wahl am 27. September niemals deutscher Bundeskanzler wird. Das spanische Wort für "Charisma" fällt im Artikel übrigens immerhin viermal.
Raus und dann Weiter - ein Wochenende auf der Straße
Und dann raus aus der Stadt, aus Santiago. Und dann weg, weg ganz weit, immer weiter. Und dann die Berge und Schnee und dann weiter. Und Tunnel und weiter. Und dann, dann das Meer, der Pazifik und wir. Wir mitten hier – am Ende der Welt.
Über das Wochenende, wollten wir Atmen und Sehen. Also zog es uns aus der Stadt in den Norden – 474 Kilometer bis La Serena. In Deutschland würden wir nicht für zwei Tage und ein wenig Luft und Landschaft mal eben von Berlin nach Frankfurt fahren. Doch hier ist alles neu und alles anders.
Neulich in Chile...
++ Santiago hat große Ähnlichkeit mit Osteuropa. ++Man darf Toilettenpapier nicht ins Klo werfen++ Cafés, in denen Frauen in sehr knappen Röcken bedienen, heißen „Cafés mit Beinen“. ++ Die größte Tageszeitung Chiles berichtet besonders gern über das Dritte Reich.++ In chilenischen Bussen kann man Strümpfe kaufen ++ In manchen Cafés bedienen ausschließlich Frauen in Dessous. In der „Glücklichen Minute“ entblößen sie für einen kurzen Moment ihren Oberkörper. ++Das monatliche Mindesteinkommen liegt bei 200 Euro.
Si Chile quiere, Chile puede.
"Si Chile quiere, Chile puede." Ich habe noch die Worte des chilenischen TV-Reporters im Kopf, als ich am Sonntagmorgen zum Fruehstueck stapfe. Wenn Chile will, dann kann es. In der Halbzeitpause hatte er allen Anhaengern der Fussballnationalmannschaft beim Stand von 1:2 gegen Venezuela Mut machen wollen. "¿Ha ganado la Roja?", frage ich den Fan, der am Vorabend vor Nervositaet beinahe die blau-weiss-rote Fahne aufgegessen hat und nun etwas verkatert wirkt. "No", antwortet er kurz. "Patado a dos." 2:2 - immerhin. Aber so ganz konnte Chile dann wohl doch nicht.
Mit dem U-Boot durch Chile
Da gießt unendlicher Regen herab, von den Bergen stürzen die Quellen, und die Bäche, die Ströme schwellen. Und wir mitten drin. Nein, nicht in Schillers Bürgschaft, sondern im Cajón del Maipo. Unser Pick-Up entpuppt sich als ganz famoses Schiff, das die reißenden Ströme auf den Straßen souverän durchquert.
Ein Tag voller Geschichten
Im Hintergrund duellieren sich einige chilenische Hostel-Gaeste mit dem Reporter des Senders CDF und kommentieren aufgeregt jeden Pass, jeden Schuss, jedes Foul des WM-Qualifikationsspiels zwischen Brasilien und Argentinien (in Erwartung des eigentlichen Tageshoehepunktes Chile vs. Venezuela), waehrend unser Tag schon einige Highlights hinter sich hat, die ich nun Revue passieren lasse.
Na ma!
Ich war gestern Abend noch kurz raus. Da ein Apfel und tausend Kekse für mich keine Mahlzeit sind, habe ich mich noch auf die Suche nach einem Snack gemacht. Außerdem sind diese Ausflüge die besten Gelegenheiten, den eingerosteten Spanischkenntnissen wieder etwas Schmiere zu verleihen. Mit Englisch kommt man in Chile nicht weit - und das, obwohl sich das Land doch unverkennbar hin zum großen Nachbarn im Norden Amerikas orientiert. Im Essensraum läuft der Fernseher beim Frühstück, mittags, nachmittags und scheinbar sogar nachts, wenn niemand zusieht.
Nachlese
Während ihrer Zeit in Chile haben unsere Reporter ihr Erlebtes hier gebloggt. Viel Spaß beim Nachlesen.