ALLE BEITRäGE VON JULIANE KäPPEL


Schlafen oder wachen?


Bild von Juliane Käppel

Zum ersten Mal darf ich die Zeit in Santiago fühlen. Noch eine Stunde, dann erwacht die Stadt. Ich habe dich im Schlaf beobachtet, Santiago. Du hast dich müde getanzt. Zu Musik, für die meine Hüften nicht schnell genug schwingen. Bewundernde Blicke für Paare, die ihre Liebe Wange an Wange genießen. Geschlossene Augen zu stillem Lächeln. So leicht geht Vergessen. Du musst nur die richtige Person im Arm und Salsa-Rhythmen im Ohr haben.

Können wir reden?


Bild von Juliane Käppel

Ja. Aber nur mit Blicken. Unsere Augen sprechen dieselbe Sprache, aber unsere Zungen nicht. Du läufst auf mich zu, doch die Brücke, die ich dir bauen kann, hält dich nicht. Uns nicht. Wir stürzen. Obwohl ich weiß, dass wir uns so viel zu sagen hätten, fliegen wir aneinander vorbei. Eine Umarmung. Ein Kuss. Du flüsterst auf Spanisch und ich antworte auf Deutsch.

Schreiben oder nicht schreiben?


Bild von Juliane Käppel

Das ist die Frage, die ich mir seit der Ankunft in Santiago stelle. Wenn die anderen mit konzentriertem Blick ihre Laptop-Tastaturen klappern lassen. Aber wie soll ich in Worte fassen, was mich hier bestürmt? An Gedanken, Gesichtern, Geschichten. Lieber nur hinhören und schauen? Nein. Nicht schreiben ist auch keine Lösung. Ein Atemzug. Los!

Die Monjitas bei Nacht. Nur eine Straße vor einem Hostel, das nach Reggaeton und klackenden Billardkugeln klingt, die sich gegenseitig anstoßen. Auch die Menschen auf der Monjitas laufen wie von fremder Hand gestoßen auf ein Loch im Boden zu.