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Können wir reden?


Bild von Juliane Käppel

Ja. Aber nur mit Blicken. Unsere Augen sprechen dieselbe Sprache, aber unsere Zungen nicht. Du läufst auf mich zu, doch die Brücke, die ich dir bauen kann, hält dich nicht. Uns nicht. Wir stürzen. Obwohl ich weiß, dass wir uns so viel zu sagen hätten, fliegen wir aneinander vorbei. Eine Umarmung. Ein Kuss. Du flüsterst auf Spanisch und ich antworte auf Deutsch.

Das ist keine Romanze. Es ist nur die Sehnsucht nach einem Gespräch. Mit dir. Mit euch. Ich bin stumm und ihr lächelt. Auch was das bedeutet, weiß ich nicht. Spott? Ich habe ihn verdient. Meine Arme rudern hilflos durch die Luft. Ihr lasst mich in euren fremden Worten ertrinken. Es rauscht in meinen Ohren. Gurgeln und Plätschern. Mehr höre ich nicht. Lasst mich untergehen. Bitte versucht nicht, mich mit Englisch zu retten. Was ihr nicht wisst: Nichts verletzt das deutsche Mädchen so sehr, wie das Stigma der sprachlichen Eindimensionalität. Englisch als Schuldspruch.

Ich finde nicht zu euch und ihr nicht zu mir. Hier bin ich mehr denn je Hülle. Die blonden Haare versperren euch die Sicht und machen mich zum Tier, das ihr pfeifend lockt. Ich ziehe knurrend weiter. Einige von euch schaue ich süßlich an. Der Nachgeschmack ist bitter. Ihr blickt in meine blauen Augen. Ihr fragt: „Sind die echt?“ Ja. Das sind sie. Genauso wie die Schuldgefühle, dass ich euch nicht mehr von mir geben kann, als diese kühle Exotik.

Wir sehen uns wieder. Dann erzählen wir uns von unseren Monstern. Stundenlang. In einer kalten Nacht wie dieser suchen unsere Rücken Halt aneinander. Du flüsterst auf Spanisch und ich antworte dir: Finalmente.

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