WER PUENKTLICH IST, IST SCHON ZU SPAET.

Was bleibt haengen von diesem Freitag in Santiago de Chile? 1. Chile hat in seiner Geschichte viel erreicht, aber nie, sich mit anderen zu verstehen. 2. In CNN-time, if you're in time, you're late. Waehrend die erste Erkenntnis von einem eher unspektakulaeren Ausflug zur Friedrich-Ebert-Stiftung stammt, geht die zweite Aussage aus einem interessanten Besuch bei CNN Chile hervor. Wobei man differenzieren muss: Nach ersten 60 Minuten, in denen sich "el Jefe" Rolando Santos (53) als Meister der Selbstbeweihraeucherung erwies, folgte ein 90-minuetiger erlebnisreicher Rundgang durch den Sender, von dem mehr haengen blieb als nur der Lieblingssatz Rolando Santos': "In CNN-time, if you're in time, you're late."

Willkommen bei CNN Chile: In CNN-time, if you are in time, you are late.

Drei der vielen uebrigen Erkenntnisse: 1. In Chile stellt sich die Frage nach dem Koenigsweg in den Journalismus nicht. Wer hier als Journalist arbeitet, hat gefaelligst auch ein abgeschlossenes Journalistik-Studium in der Tasche. Was Detlef Esslinger von der SZ dazu wohl sagen wuerde...?! 2. Der Journalist in Chile hat einen aehnlich grausamen Stellenwert wie der deutsche. Der Co-Editor, dessen Name mir leider entfallen ist, der taegliche Arbeitszeiten von 16 bis 1 Uhr besitzt, verdient umgerechnet rund 800 Euro im Monat. 3. So ein Nachmittag waere in einem deutschen Sender kaum moeglich. Obwohl die meisten Mitarbeiter des Senders auf unseren Besuch (im Gegensatz zu "Don Rolando") nicht vorbereitet waren, nahmen sie sich spontan Zeit, um uns ihre Arbeitsablaeufe (fast noch ausfuehrlicher als gewollt) zu erklaeren und Fragen zu beantworten: so auch Marlén Eguiguren, die mir bei der Recherche zum Projekt "Hydroaysén" im Sueden des Landes enorm weiterhelfen konnte - zwischen Sendungsaufzeichnung und naechstem Termin. Schon nach wenigen Saetzen bot uns die Wirtschaftschefin von CNN, die auf eine deutsche Schule gegangen ist und deshalb (entgegen der eigenen Ansicht) fast perfekt Deutsch spricht, das "Du" an - auch das ist so eine lateinamerikanische Besonderheit, habe ich das Gefuehl...

Marlén Eguiguren: Wirtschaftschefin von CNN Chile.

Auf die Besuche von Canal 3 und Radio Ventana in La Legua und nun CNN Chile folgen in der kommenden Woche noch Medientermine bei "El Mercurio" und "Cóndor". Erst mal aber geht es fuer Naemi, Johanna und mich am Sonntag auf einen Tagesausflug mit Pick-Up in Richtung argentinischer Grenze. Die eigentlich geplante Fahrt nach Pucón, wo wir den Vulkan Villarica besteigen wollten, ist dem schlechten Wetter im Sueden zum Opfer gefallen. Ich freue mich trotzdem auf einen aufregenden Tag. Der ist (dank der Fahrgewohnheiten aller Chilenen) ohnehin garantiert!